nimmsbike.com

Indien - Ladakh - Kaschmir

Sommer 2004 /2005

Der indische Himalaya hält für Trekking- und Bike Freunde jede Menge Eindrückliches bereit. Rund um den quirligen Bergsteiger-Ort Leh gibt es vielfältige Möglichkeiten über die höchsten Passe der Welt in „remote areas“ zu gelangen, die teilweise bis vor zwei Jahren für Touristen unzugänglich waren. Nachdem wir im vergangenen Jahr die Strasse von Manali erkundeten, wagten wir uns diesen Sommer in etwas abenteuerlichere Gegenden. Den Mountainbiker erwarten Grenzerfahrungen in atemberaubender Landschaft abseits der Touristenpfade. Andere Fahrradfahrer haben wir so gut wie nie getroffen. Um in diese Gebiete zu gelangen braucht man meist eine Genehmigung, die in Leh gegen eine kleine Gebühr von jedem Reisebüro ausgestellt werden. Nach Leh gelangt man entweder von Manali oder Srinigar aus per Bus und Taxi (oder natürlich mit dem Fahrrad) oder per Flugzeug aus Delhi. Wer mit dem Flugzeug anreist, sollte sich ca.4 Tage zur Akklimatisation in Leh einplanen. Für mich war die Gewöhnung an die dünne Luft und das etwas andere Essen, mit meinem Job als Phyiotherapeutin in einem der zahlreichen Projekte eine perfekte Möglichkeit der Kombination.

Beste Reisezeit für Radfahrer ist Mitte - Ende August bis Ende September.


Die Touren und Berichte gliedern sich wie folgt:

  1. Leh (Ladakh) - Srinagar (Kaschmir) - Sommer 2005
  2. Erstbefahrung Wari La (Ladakh) - Sommer 2005
  3. Panggong Lake (Ladakh) - Sommer 2005
  4. Tso Moriri - Tso Kar (Ladakh) - Sommer 2005
  5. Manali - Leh (Ladakh) - Sommer 2004
  6. Tagesetappen: Leh - Srinagar


1. Leh (Ladakh) - Srinagar (Kaschmir):

Zwischen Ladakh und Kaschmir liegt eine 450 km lange, beieindruckende Strasse. Man könnte sie natürlich per Taxi befahren, doch wir dachten uns, dass es mit dem Rad viel einfacher ist um die vielen Schlaglöcher herumzufahren. Dennoch muss man sich teilweise seinen Platz auf dem Teer erkämpfen, denn wie auf der Strasse von Manali, gibt es auch hier die riesigen, stinkigen Laster. Man wird leider auch immer wieder von Militätkonvois überholt, deren Fahrer grottenschlecht Auto fahren. Ab Kargil stehen alle 100 Meter Soldaten in schusssicheren Westen und Maschinegewehren im Arm. Es gab jedoch keinerlei Zwischenfälle und ich fühlte mich absolut sicher.

In Srinagar, kann man sich auf den zahlreichen, vor den Unruhen erbauten, Hausbooten perfekt vom Urlaub erholen und alle Abenteuer Revue passieren lassen. Zuvor ist jedoch 450 km harte Arbeit angesagt. Alle 70 - 80 km gibt es Dörfer, in denen man einfache Unterkünfte mieten kann. Die Bewohner sind fast ein bisschen zu interessiert an unseren Rädern und wollen immer alles ganz genau untersuchen. Spannend sich vor allem Gangschaltung und Bremsen. Wer genug Zeit mitbringt kann in den ersten 3 Tagen zahlreiche sehenswerte Klöster bestaunen. Hinter Kargil machen die Klöster den Moschen Platz. Bunte Gewänder lösen die ladakhische dunkle Tracht der Frauen ab. Muslimische Gebete summen anstelle der Pujas der buddistischen Mönche durch die Nacht. In Lamayuru, haben wir zum letzten mal Gelegenheit im Kloster zu übernachten und den Pujas der Kinder zu lauschen. Gesänge, deren Rythmus und Vibrationen durch Mark und Bein gehen. Wir sitzen mit den Kindern am Boden und hören ihren kräftigen Stimmen zu.

Wir haben Kargil hinter uns gelassen und fahren entlang der „Line of Control“, rechter Hand liegt Pakistan. Auf den Strassenschildern, die in Nordindien so manchen vor Entzücken anhalten lässt, liest man nun „you are now beeing watched by the enemy“ anstelle von „be kind on my curves“ oder „don‘t gossip, let him drive“. Einer unser Lieblingssprüche ist „I love you darling, but not so fast“.

Nach dem letzten Pass der Leh-Srinagar Road, dem Zoji La, vollzieht sich ein unglaublicher Klimawechsel. Die kargen Berge des Himalaya-Hauptkamms werden plötzlich zu weichen, grünen Tälern mit Bäumen und Weizenfeldern. Die trockene Luft wird feuchter und der Sauerstoff wahrnehmbar. Hätte man nur Augen so würden man glauben, die Schweiz vor sich zu sehen. Doch Gerüche, und Geräusche sind noch immer fremd.

Die Hausboote auf dem Nagin Lake, der Teil des bekannten Dal Lakes ist sind weitläufiger gebaut. Die gesamte Atmosphäre auf dem See ist ruhiger.

2. Erstbefahrung Wari - La (Ladakh):

Das absolute Highlight war die Erstbefahrung des 4. höchsten Pass der Welt, des Wari La (XXXXm) Ich war schon einige Zeit als Physiotherapeutin in Leh vor Ort und stellte Nachforschungen an, ob es wohl möglich sei, über den Wari La ins Nubra Valley zu gelangen, denn die Strecke ist auf der Karte noch unvollständig eingezeichnet. Wir dachten uns, wenn es bis zum Pass hoch einen guten Weg gibt, kann es abwärts ja ruhig ein Singeltrail sein! Von den Einheimischen, die ich befragte, bekamen wir keine hilfreiche Auskunft. Meistens nur ein unverständliches Kopfschütteln.

Wir starteten unseren Versuch vom selben Dorf aus wie zum Panggong Lake. Leider hatten wir dieses mal nicht das Glück Mönche zu treffen, die uns aufgenommen hätten. Der Dalai Lama gab gerade ein Teaching in Leh. Eine nette Familien nahm uns letztendlich auf und kochte uns sogar ein herrliches Abendessen. Den folgenden Tag radelten wir tapfer mit 7 Liter Wasser bis zur Passhöhe des Wari La. Ca. 9 Stunden lang trafen wir keinen Menschen. Die ersten die wir trafen waren Strassenarbeiter, die uns nach 1000 Höhenmeter Downhill sagten, dass es per Bike sicher kein durchkommen nach Khalsar, dem nächsten Dorf auf unserer Karte, gäbe. Wir sollten besser umdrehen oder ca. 6 Stunden zu Fuss gehen. Wir entschlossen uns für die „Fussvariante“, da wir hofften, dass es den Fluss entlang leicht bergab gehen würde. Letztendlich gab es einen befahrbaren Weg bis Khalsar, doch er war viel länger als wir gedacht haben und sehr anstrengend. Vor allem für Laura, die noch nie wirklich „offroad“ unterwegs war und ein Treckingbike dabei hatte.

Für Freerider ein wahres Muss, herrliche Landschaft und Spass pur. Erst durchfährt man das Land der Murmeltiere, dann trifft man auf unzählige Yaks. Man sollte unbedingt früh starten, und eine Stirnlampe einpacken, oder ein Zelt, damit man nicht darauf angewiesen ist in Khalsar zu schlafen. Es gibt dort nichts zu kaufen, mit einem Wasserfilter kann man jedoch ab und zu Wasser nachfüllen. Falls die provisorischen Brücken weggeschwemmt sind, was scheinbar ab und zu der Fall ist, wird es sicher ein kühles Vergnügen durch die Flüsse zu waten!

Hat man es geschafft, ist das Nubra Valley hervorragend zum erholen. Es gibt 3 gemütliche Dörfer (alle ausser Khalsar), die einladen zum faulenzen, und entspannen. Man findet jede Menge interessante Klöster. Sobald man wieder in die Zivilisation zurück kehren möchte, kann man über den höchsten Pass der Welt, den Kardung La (5600 müNN) wieder zurück nach Leh radeln. Man braucht in gemütlicher Fahrt ca. 9 Stunden bis zur Passhöhe. Auf der Hälfte, in Pullu, gibt es die Möglichkit, in einem kleinen Snack-Zelt eine heisse Suppe und Wasser zu kaufen. Der Blick auf Leh und die umliegenden Gipfel ist fantastisch. Doch genauso aussergewöhnlich ist die Abfahrt ins Tal. Immer wieder kann man kleine Shortcuts benutzen, die scheinbar von Jahr zu Jahr wechseln.

Ein unvergessliches Erlebnis!


3. Chang La zum Pangong Lake 

Von Sakti aus (ca. 50 km von Leh) führt eine Stasse über den Chang La zum Pagong Lake, einem einsam gelegenen See. In Sakti gibt es ein Kloster in dem man übernachten darf, wenn man die Mönchen nett bittet. Dort wartete ich auf meine Freundin Laura, die gerade zwei Jahre im Himalaja unterwegs ist, um einen Bike-Guide zu schreiben. Leider verpassten wir uns und so startete ich alleine in Richtung Pagong Lake. Laura, kam dann abends per Truck nach. Ihr Freund hatte Probleme mit der Höhenluft. Wir campten ca. 25 km vor dem See. und hatten am nächsten Tag eine atemberaubende Strecke zum See vor uns. Am Ufer stehend kann man nach Tibet winken und das unglaubliche türkis des Wassers bestaunen. Ein perfekter Erholungstag nach den Anstrengungen des Vortages. Den selben Weg über den Chang La ging es dann auch wieder zurück. Auf der Passhöhe wird man mit Tee verwöhnt. Ansonsten gibt es keine Möglichkeit etwas zu kaufen.

Von dieser Seite des Passes ist es etwas anstrengender, dafür ist der Downhill grandios. Ich hatte beim hochfahren gar nicht bemerkt, dass so viel Schotter auf der Strasse war. Was ich allerdings sehr wohl bemerkt hatte war, dass von der Strasse aus immer wieder kleine Wege starten, die irgendwo wieder auf die Strasse treffen.

 

  



3. Tso Moriri / Tso Kar (Ladakh):

Nach unserer Rückkehr nach Leh, wurden wir von den Besitzern des „Foot Print“, einem Tourorganisator, eingeladen auf eine Entdeckungstour zu weiteren Seen zu gehen. Dem Tso moriri und dem Tso Kar. Wir bekamen ein Auto mit Fahrer und Koch gestellt und sollten die Strecke testen. Die Strecke ist super!

Entlegene Gegenden und kleine Dörfer, heisse Quellen und viele Schotterstrecken. Wenige Touristen verirren sich in diese Gegend, die direkt an China grenzt. Leider wurden wir von schlechtem, kalten Wetter überrascht und waren froh, ein grosses Zelt dabei zu haben, in dem wir abends gemütlich kochen und uns unterhalten konnten. Man kann unterwegs kaum einkaufen, es war nass und die Temperaturen wechselten zwischen -6 Grad nachts und 3 bis 36 Grad tagsüber. Wir waren unglaublich froh, dass wir ein Begleitauto dabei hatten. Die Rundtour von Karu beginnend dauert ca. 7 Tage. Man trifft nach 6 Tagen dann wieder auf die Strasse Manali- Leh und kann den 2.höchsten Pass der Welt, den Taglang La überqueren.


4. Manali - Leh ( Ladakh):

Auf der recht großen Verbindungsstraße Manali - Leh , kommt es den Bikern zugute, wenn manche Flüsse mit dem Jeep oder Truck nicht zu überqueren sind. Denn dadurch verringert sich der Verkehr. Zur Zeit sind scheinbar einige Stellen nicht mit dem Auto passierbar, das Rad kann jedoch immer getragen werden.

Es gibt nicht viele Shops um Wasser zu kaufen, ausserdem liegen wenig Übernachtungsmöglichkeiten auf der Strecke. Wer jedoch sein Zelt mitbringt und genügend Wassertanks, der kann die Strecke auf jeden Fall ohne Begleitfahrzeug bewältigen. Wer sich die etwas noblere Variante gönnen mag, hat den Vorteil von den vielen Pässen, die kleinen Wege zu fahren ohne dass Satteltaschen nerven.


6. Tagesetappen: Leh - Srinagar

Leh – Saspol

  • Distanz: 61 km
  • hoch: 800 hm
  • runter: 1200 hm
  • Fahrzeit: 4.10 St.
  • Klosterbesuch und Übernachtungsmöglichkeiten in
    Hotels in Alchi, ca. 10 km mehr und leicht bergauf.
  • Wir schliefen bei einer Familie in Saspol.

Saspol – Lamayuru

  • Distanz: 56 km
  • hoch: 970 hm
  • runter: 720 hm
  • Fahrzeit: 5 St.
  • Zahlreiche Schlafmöglichkeiten in Lamayru. Wir
    übernachteten im Kloster und besuchten vor dem
    Abendessen noch die Kindermönche in der „Puja “- Schule.

Lamayuru - Mulbeck

  • Distanz: 69 km
  • hoch: 1100 hm
  • runter: 1390 hm
  • Fahrzeit: 5.30 St.
  • Hotel: Gegenüber von der überdimensionalen Statue
    des stehenden, zukünftigen Buddas gibt es das Hotel
    „Paradise“, mit sehr schönen Zimmern auf dem Dach.


Mulbeck – Kargil

  • Distanz: 40 km
  • Fahrzeit: ca 2.30 St.
  • Immer bergab am Fluss entlang, kurzer Anstieg durch
    ein Dorf. Auf der Hochebene sollte man links Kun
    (7000m hoher Berg) erkennen können. Wenig später
    sieht man Kargil am nächsten Fluss. Hotels gibt es viele,
    es lohnt sich etwas mehr auszugeben!


K
argil - Drass

  • Distanz: 60 km
  • hoch: 890 hm
  • runter: 600 hm
  • Temperatur: zwischen 13° und 32° Grad!
  • Fahrzeit: ca. 5 St.
  • Hotels gibt es ca. 3 Stück, können leicht ausgebucht
    sein, da Jeeps die auf der Durchfahrt sind hier oft stoppen.
    Es gibt ein Government G.H., kann man von Kargil aus
    reservieren lassen.


D
rass – Sonmarg (letzter Pass, Zogi La)

  • Distanz: 68 km
  • hoch: 640 hm
  • runter: 1090 hm
  • Temperatur: zwischen 9° und 43° Grad
  • Fahrzeit: ca. 5,15 St.
  • Nettes Dorf. Erinnert an einen winzigen Skiort in der
    Schweiz. Es gibt einen sehenswerten Wasserfall in der
    Nähe, wer Zeit hat, kann hier einen Pause Tag einlegen.
  • Wir schliefen in einem sehr schönen Hotel im Dorf. Es
    gibt aber auch richtige „Resorts“ etwas ausserhalb, die
    etwas teurer aber noch komfortabler sein sollen.


Sonmarg – Srinagar

  • Distanz: 90 km
  • hoch: 308 hm
  • runter: 1300 hm
  • In Srinagar gibt es unzählige Hausboote, es ist der beste
    Platz um sich von einer langen Reise zu erholen! Wir
    wohnten am etwas weniger populären See, mieteten uns
    zu dritt das ganze Boot mit samt Koch! Das war ein Fest!
 











Wichtige Tipps:

  • Abflug: es dauert ewig bis man beim Flieger ist, 9 Sicherheitschecks sind erforderlich.
  • Als Mädel nicht alleine reisen, hatte den Eindruck die zahlreichen Soldaten sind nicht ganz „koscher“!
  • Nicht zelten, sondern immer irgendwo drinnen schlafen.
  • Das Essen ist nicht lecker. Auf der gesamten Strecke gibt es meist Reis und Dhal. Wir ernährten uns von Chips und Cola.
  • Platz am Rad oder Rucksack für min. 4 Liter Wasser.
  • Evt. Müsliriegel mitbringen.
  • Flickzeug und Reparaturzeug mitnehmen. Evt. Wasserkocher und Geschirr um mal mittags was kochen zu können.
  • Laura und Jim hatten Satteltaschen, ich hatte einen ca. 15 kg schweren Rucksack – beides ist gut möglich.