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Nepal - Annapurna Trek per Bike:

Okober 2006

"BICYCLEBICYCLEBICYLE" ging das laute Kindergeschrei wie ein Lauffeuer durch jedes Dorf. 5ooo Höhenmeter aufwärts sind es von Dumbre zum Thorung La. Da wir während dem nepalesischen "Weihnachten" unterwegs waren, saßen alle Generationen beisammen beim Spielen, Essen, Feiern. Selbst die Kleinsten waren neugierig und stolperten in ihren viel zu großen Badelatschen oder einfach barfuss neben oder vor uns her! Diejenigen die uns besonders lange begleitet hatten und uns vor unnötig falschen Abzweigungen bewahrt hatten, durften zur Belohnung ein Stück mitfahren. Nach dem Pass waren die Menschen plötzlich wortkarg, sie starrten uns an als ob sie sagen wollten: „wohin soll das alles führen, wenn jetzt schon Räder auf unserem Esel -highway fahren und mit ihren breiten Lenkern Eselkaravanenstau verursachen“. Da die Tiere keine Ahnung davon haben, wie breit sie eigentlich sind mit ihren Betonsäcken auf dem Rücken, wird so mancher Tourist gnadenlos in die Büsche geschubst.

Aus dem netten Trail von früher soll bis in ein paar Jahren eine Strasse nach Tibet führen. Momentan sind viele Teilstücke  schon kurz vor dem Teer, andere dagegen immer wieder von Erdrutschen weggespült. Autos fahren zum Glück noch keine, da es bisher ausschließlich Hängebrücken für Fußgänger gibt, die mit dem Rad ein lustiges Kribbeln im Bauch verursachen wenn man schnell genug drüber rollt. Die Träger schleppen zwischen Jomson und Beni teilweise unglaubliche Lasten von Baumaterial, wohingegen die Träger auf unserem Hochweg schwer bepackt sind mit Touristenkleidern! Beim Anblick dessen hatten wir uns geschworen unsere 25 Kg (Rucksack und Bike) selbst bis zum obersten Punkt zu schleppen.

Die ersten drei Tage war es so heiß, dass ich sogar im Stehen einen Schweißtropfen pro 2 Sekunden über mein Gesicht rinnen zählen konnte (8 Stunden lang). Zuerst wurde es uns dadurch bewusst, dass wir in hochalpines Gelände vordringen, weil es nachts kälter wurde und wir uns über die ranzigen Decken der "Hotels" freuten. Wir hatten aus Gewichtsgründen nur Seidenschlafsäcke und eine Iso-Rettungsdecke dabei, was völlig ausreicht und zu empfehlen ist. Manche Guesthäuser hatten keine Handtücher aber eine Dusche, was liebevollerweise dadurch gelöst wurde, dass wir das Familienhandtuch mitbenutzten durften.

Da mir die trockene, dünne Höhenluft ab ca. 3500 m viel besser bekam als weiter unten das feuchheiße Klima, und Chris meinte, er fühle sich wie dauer- “stoned“, er das Gefühl aber ganz gerne mag, ließen wir den geplanten Pausentag in Manang ausfallen und gingen nachmittags ein kleines Stück weiter nach Gunsang. Manang wäre ein klasse Platz um einen Tag auszuspannen, mit "Kino" und Internetkaffee und leckerem Essen aus allen Teilen der Welt! Mit Blick auf alle Anapurnas, sowie Ganapurna und dem Gletscher Dome, der Ausblick war jedoch von unserem Turmzimmer mit Rundumblick in Gunsang noch grandioser!

Auf dem gesamten Trek gibt es alle paar Stunden (meist sogar stündlich) gemütliche Dörfer mit Unterkünften und Restaurants, so dass man nur schwer entscheiden kann, wo es einem am besten gefällt und wo man übernachten möchte. (Bahundanda, Pisang, Gunsang, Muktinath, Kagbeni, Marpha, Tatopani empfanden wir als empfehlenswert).

Man klettert vom tropischen Klima, vorbei an zahlreichen Reisplantagen, über eine Hochebene mit dicken Bergen rechts und links. Ab Chame erhöht sich der fahrbare Anteil der Strecke gewaltig und so mischen sich unter die Tragepassagen steile aber fahrbare Rampen und Waldstücke mit Singletrails deluxe auf einer Ebene. Ab dem Erdrutschgebiet kurz vor dem Basecamp beginnt dann die letzte Tragepassage bis zum Pass (insgesamt ca.3,5 Stunden). Thorung La: dort steht man auf 5400m und rechts und links erheben sich noch immer riesige Gletscher.

Ein sanft abfallender schmaler Sandweg führt hinab nach Muktinath. Zuerst durch Schotterfelder, dann steilere Sandpassagen, bis hin zu technisch etwas anspruchvolleren steinigen Trails. Die karge Landschaft erinnert an hochalpines Gelände in den Alpen, bis man in Kagbeni in Apfelanbaugebiete gelangt und nun immer entlang des zuerst noch breiten Flusses radelt, bis man durch eine enge Schlucht (nach Kalopani) wieder zurück in die grünen, saftigen Täler Nepals kommt.

Parallel zur Landschaft ändern sich auch die Geräusche. Erst laut und voller Grillengezirpe, dann ruhiger und ruhiger bis man auf ca. 4000 m gar nicht s mehr hört. Zuerst nimmt man beim Abfahren Vögel wahr. Nach ca.3000 hm kommt mit dem Schwitzen auch das Tiergeschrei zurück - ein Fest für alle Sinne!

Es gibt viel zu viele Checkposten, an denen die Trekking und Bike Permits kontrolliert werden. Eine nutzlose Einrichtung, bei der man immer wieder unterschreiben muss. Viele Einheimische beschweren sich über die Organisation, weil außer Versprechungen scheinbar nichts geschieht. Nur einmal wurden wir von einer gut gekleideten Gruppe Männer aufgehalten, die Wegzoll verlangten, weil sie Maoisten sind. Wir mussten kurz lachen, aber begriffen dann doch schnell genug, dass es ernst gemeint war. Man muss prozentual der Tage bezahlen, die man für den Trek braucht. Wir zahlten 20 Euro, bekamen einen Beleg, damit ihre Kollegen uns nicht noch mal abkassieren würden. Sie entließen uns mit den Worten, dass wir Radfahrer Nummer 2 und 3 im Jahr 2006 sind, sie mutmaßten, dass ich wohl das erste Mädel sei, das die komplette Runde macht (und das noch ohne Träger). Falls dem so ist, kann ich nur sagen, Mädels macht Euch auf zum Anapurna Trek und nehmt eure Räder mit, es ist eines der Besten Erlebnisse, die ich je mit meinem Rad hatte - einfach genial! Chris’ Bike hat den Strapazen des Downhills leider nicht standgehalten, so dass wir die letzten 2 Tage täglich ca. 2-3 Stunden versucht haben, irgendwas zu reparieren. Auf den allerletzten 40 km ist ihm dann die Felge gebrochen und da war nichts mehr zu machen außer Bus fahren (die Busfahrten auf den Dächern der nepalesischen Busse sind das allerbeste!!!).

Tagesetappen:

1. Pokhara – Besisahar:

  • Pokhara – Dumre, 66km Teer
  • Dumbre – Besisahar, 50km Teer 
  • Insgesamt: ca.1200 Hm
  • Hotel: Tuchen (Besisahar)

2. Besisahar – Bahundanda:

  • Später Start wegen 3 Stunden Warten auf die “Bike Permit“ in Besisahar.
  • 3,5 Std. fahren auf breiten Schotterwegen
  • 40 min. Tragen steil aufwärts, das letzte Stück nach Bahundanda
  • Hotel: High View Guesthouse (Bahundanda)

3. Bahundanda – Tal:

  • Downhill nach Syanje: Technisch sehr anspruchsvoll, viele steile, verblockte Trails.
  • Danach fast den ganzen Tag tragen!
  • ca.20 km / 900 hm aufwärts / 7,5 St.
  • Hotel: Tibeten G.H. (Tal)


4. Tal – Chame:

  • Umleitung wegen Erdrutsch über Timang (Höhe: 2600m). 5 Stunden tragen.
  • Ca. 2 Stunden fahren auf breiten techisch leichten Schotterpisten. Teilweise nette, schmale Trails.
  • Hotel: neben Hotsprings – new Tibetean G.H. (nach der Brücke direkt rechts).

5. Chame – Manang:

  • Ca. 2 Stunden steile, gut fahrbare Rampen aufwärts.
  • Ca. 30 min tragen nach der Brücke
  • Bikespaß vom Feinsten: Dhukure – Pisang ca. 15 min / Pisang – Humde ca. 45 min / Humde – Manang ca. 80 min.
  • Hotel: Manang ist voller Hotels, Yak oder Yeti. Wir waren im grössten, Mitten im Dorf (hab den Namen vergessen) mit nettem Blick von der Terasse und sehr gutem Essen.

6. Manang – Gunsang:

  • 1 Stunde tragen
  • 30 min. radeln
  • Hotel: Marchung (es gibt nur 2 Hotels, wir waren im rechten, keine Dusche, kein Strom, perfekte Aussicht, sehr gutes Essen, und ganz liebenswürdige Besitzerin)

7. Gunsang – Thorung Phedi:

  • Gut fahrbar: Gunsang – Yak Kharka ca. 1,5 Stunden / Yak Kharka – Letdar 30 min
  • Badesee! Links unterhalb des Weges
  • Tragen ab der Brücke durch das Erdrutschgebiet bis zum Base Camp, ca. 2 Stunden
  • In der Karte ist die Brücke und der Pfad etwas anders eingezeichnet. Die Brücke kommt jetzt früher

8. Thorung Phedi – Kagbeni:

  • Thorung Phedi – Pass ca. 2,5 - 3 Stunden, tragen (2 Möglichkeiten unterwegs Wasser zu kaufen)
  • Downhill ! Thorung La – Muktinath ca. 2 Stunden (auf halber Strecke runter, Kiosk), Muktinath eine Sehenswürdikeit weil Pilgerstätte. Restaurant „Bob Marley“ scheinbar der „Inn-treff“
  • Muktinath – Kagbeni ca.1 Stunde
  • Hotel: New Asia G.H.
  • Wir sind wegen starkem Gegenwind nicht weiter gefahren bis Jomson, allerdings war er morgens auch noch nicht ganz weg! Jomson sieht nicht so gemütlich aus wie Kagbeni, eher das Dorf danach (Marpha).

9. Kagbeni – Dana:

  • Jomson: 2 x Checkpoint
  • Hoch und runter: Jomson – Kalopani ca. 2,5 Stunden ein breiter Schotterweg (optional Trail auf der anderen Seite des Flusses). Nach Larjung nicht über die Brücke fahren, sondern rechts vom Fluss bleiben.
  • Downhill: Kalopani – Ghasa ca. 1 Stunde
  • Tragen: Ghasa – Dana ca. 2,5 Stunden (mit Fully und für technisch sehr gute Fahrer fahrbar)
  • Hotel: ausgebuchtes Dorf Dana, deshalb Zelt im Garten vom „Anapurna Hotel“ – super Milchkaffee, netter Besitzer.
  • Am Wasserfall gibt es nette Hotels (ca. 30 min. vor Dana) und Tatopani sieht sehr gemütlich aus.
  • (Wir hatten diverse Radreparaturen an diesem Tag).

10. Dana – Galeswor:

  • Tragen: Dana – Tatopani ca. 2 St. (technisch anspruchsvoll, evt. fahrbar, teilweise bergauf).
  • Fahrbar: Tatopani – Tiplyang ca. 1,5 St. auf fast einer Ebene
  • Ganz einfach weil Jeep-piste : Tiplyang – Galeswor ca. 1 St.
  • Hotel: Paradies (Galeswor) nettes Hotel, und sicher der gemütlichere Ort als Beni
  • (Wir hatten eine komplette Demontage von Schaltwerk etc. an diesem Tag)

11. Galeswor – Pokhara:

  • Schotter bis Pang ca. 1,5 St.
  • Teer: Pang – Kusma ca. 1 St.
  • Felge kaputt – nach langem Suchen nach Ersatzteilen in Kusma: BUS
  • Nach Kusma kurzer Downhill, dann ca. 2 Stunden bergauf bis Naudana
  • Dort entweder 20km Downhill: links der Hauptstrasse folgen oder über Sarankot, rechts auf Schotterpiste abzweigen (Karte ungenau!).
  • Hotel: Holy Lodge

Gut zu wissen:

Man braucht eine Trekking Permit (20,- Dollar insgesamt) und zusätzlich eine Bike Permit (10,- Dollar pro Tag!). Beides bekommt man in Pokhara oder Kathmandu.

Man kann die Tour sehr gut ohne Guide und Träger machen. Man kann nach Humde oder Jomson fliegen, für mich waren die ersten Tage (wenn auch fast nur tragen) die schönsten (Landschaft und Menschen und die Vorfreude).

Es gibt überall aufbereitetes und sauberes Trinkwasser. Ein Gefäß mitbringen.

Wichtige Ersatzteile:

  • neue Bremsbeläge für hinten und vorne
  • Schaltwerk, Ausfallende
  • Felge
  • Speichen
  • Schläuche und Flickzeug
  • Kettennieten